NEWSLETTER #11 - JUNE 2020

Schwere Zeiten 

Im Februar erreichte das Coronavirus Europa, und als Folge verlor ich nach und nach meine Frühjahrskonzerte. Da ich ein bisschen gespart hatte, konnte ich ein oder zwei Monate ohne Einkommen überstehen. 

Ich war sicher, dass das nur eine Sache von wenigen Wochen sein kann und freute mich auf meine Pfingst-Tour, die Kulturelle Landpartie im Wendland. Jeden Tag woanders spielen, Freunde treffen, Besucher aus ganz Deutschland sehen, Kunsthandwerker-Märkte drumherum, in der Natur sein. 

Mit Verlängerung der Coronamaßnahmen wurde die Kulturelle Landpartie abgesagt, danach Stück für Stück der Rest meiner Sommer-Konzerte. Und jetzt folgen schon Absagen für diesen Herbst. 

Zum Glück lebe ich in einem Land, das die durch den Lockdown entstandenen Einkommensverluste ausgleichen wollte. Aber irgendwie passe ich als Musiker, der viel in Deutschland bzw im europäischen Ausland spielt, nicht in die staatlichen Algorithmen, die nur ein regelmäßiges, monatliches Einkommen berechnen konnten. Eine erste staatliche Entschädigung bekam ich bisher. Die reichte, um zwei Monate Miete bezahlen zu können, aber ich habe seitdem schon vier Monate überstanden. Mit meinem optimistischen Steuerberater hatte ich vor Ewigkeiten schon meine Ausfälle für 2020 geltend gemacht, aber vergeblich. 

Information: Mir stünde keine Entschädigung zu, da ich Vollzeitmusiker sei. Geld ginge nur an Musiker mit Teilzeitjob nebenbei. Also die Stelle für Freelancer kontakten ... 

Ein Telefonat mit einer staatlichen Stelle ergab, das ich falsche Knöpfe geklickt hätte und dass die Fristen für Auszahlungen ohnehin vorbei seien. Ich wusste, dass ich nichts falsch geklickt hatte, sondern dass eine für mich passende Auswahl nicht anklickbar war. Und auf einmal rief die Mitarbeiterin zurück und bestätigte, dass es einen Fehler in der Programmierung gäbe und dass ich doch noch berücksichtigt werden kann. Der Kampf um Kompensation für Berufverbot als Musiker kostet Kraft. Geld habe ich immer noch nicht. Was ich eigentlich nur will, ist spielen. 

Ein Lichtblick zwischendurch: Ein Kulturveranstalter verlegte unseren Termin vom Herbst in den warmen Sommer. 

Die Idee: 

Statt des Hutkonzertes ein Exklusiv-Outdoor-Konzert für 20 angemeldete, zahlende Gäste anzubieten, ein bisschen wie ein Hauskonzert. Mit gemütlichen Liegestühlen und Bistrotischen kann man den Abstand wahren, den Eintritt wird der Veranstalter mit einem nicht zu kleinen Beitrag aus eigener Tasche erhöhen. Was für eine großartige und solidarische Idee! Jetzt muß nur noch Niedersachen endgültig sein OK geben. 

Apropos Hauskonzert: Jetzt ist der Moment! Wer jemals davon träumte, ein Haus- (oder Hof-, oder Garten-)konzert zu organisieren – jetzt ist Zeit dafür. Diese persönlichen und exklusiven Konzerte machen sehr viel Spaß und sind ganz einfach zu organisieren. 

Ich habe ein Auto (noch), eine Gitarre, Songs und Geschichten – und fast den ganzen Sommer (und Herbst) Zeit dafür. 

Gäste sind Freunde, Nachbarn oder Famile, Hauptsache nicht zu viele; gerne draußen unter einem Baum oder in einer geräumigen Tenne oder auf der Terrasse. 

Solange man auf den vorgeschriebenen Abstand achten kann, ist der Ort fast egal. Ich liebe diese Hauskonzerte. Wer sein ganz eigenes Hauskonzert erleben möchte, kann mir gerne schreiben, ich würde mich freuen. Technik von mir, die Gäste von Euch. 

Was ist noch passiert seit dem letzten Newsletter: 

Ich habe ein neues Album mit der ungarischen Roots Band The Mojo (ex Mojo Workings) herausgebracht: The Old Cinema Session, das wir letztes Jahr in einem alten Kino bei Budapest aufgenommen haben. 

Außerdem gibt es zwei neue Solo-Live-Videos. 

Und vor knapp zwei Wochen schrieb ich zwei neue Songs, die ich auf meinen nächsten Konzerten zum ersten Mal spielen werde. 

Einer davon ist, wie man sich vielleicht vorstellen kann, ein CORONA-Song geworden. 

Viele Grüsse/Best regards 

Tim

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